Freimeisterkollektiv Wermut Uhudler
Artikel-Nr.: 730296
Verbotene Früchte sollen süßer und besser schmecken. Uhudler, ein einzigartiger Wein, der in einer kleinen, österreichischen Region zwischen Südburgenland und Oststeiermark angebaut wird, unterlag immer wieder unterschiedlichen Verboten und Einschränkungen. Auch heute ist dieser Wein, der aus Trauben gekeltert wird, nur erlaubt, weil er offiziell nicht als Wein, sondern als Obstwein gilt. Aus dieser regionalen und zeitweise illegalen Spezialität macht Lisa Bauer für das Freimeisterkollektiv einen Wermut.
Intensive Aromen von Erdbeeren und schwarzen Johannisbeeren prägen den charakteristischen Geschmack des Uhudlers. Die verwendeten Rebsorten sind sehr resistent gegen Reblaus und andere Krankheiten. Aus mehreren Sorten von Direktträgern, die nicht gepfroft bzw. veredelt wurden, wird Uhudler gekeltert. Bei den verwendeten Sorten handelt es sich um Hybride, die aus Kreuzungen zwischen der europäischen Spezies Vitis vinifera mit der nordamerikanischen Vitis labrusca und der Vitis riparia entwickelt wurden. Es ist Vitis labrusca, die dem Wein seinen charakteristischen Erdbeer-Geschmack verleiht. Dieses Aroma wird auch “Fox-Tone” genannt, was lange als eine abwertende Bezeichnung galt.
Von Opfergaben und vergrabenen Kröten
Uhudler stammt aus der Zeit des großen Reblaus-Befalls ab 1860. Die Blattlaus kam in Österreich gegen Ende des 19. Jahrhunderts an. Das Szenarium glich dem Skript eines Horror-Films: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zerstörte die aus Amerika importierte Reblaus fast alle europäischen Weinstöcke. Ganzen Weinanbaugebieten wurde die ökonomische Basis entzogen, Winzer waren in ihrer Existenz bedroht, innerhalb weniger Jahren reduzierte sich die Weinproduktion auf einen Bruchteil.
Die Verzweiflung war groß und eine Lösung nicht in Sicht. Opfergaben und Gebete für alte Götter oder Kröten, die in der Nähe der verdorbenen Weinstöcke begraben wurden, stellten sich als ebenso erfolglos gegen diese Invasion heraus, wie Kuhurin, pulverisierter Tabak, Walöl oder unzählige andere “Wundermittel”. Sogar der berühmte Wissenschaftler Louis Pasteur wurde vom französischen Landwirtschaftsministerium zum Chef der Reblaus-Kommission berufen. Aber auch er blieb erfolglos.
Nach vielen gescheiterten Versuchen, diese verheerende Pandemie aufzuhalten, importierte man krankheitsresistente, nordamerikanische Reben nach Europa (darunter auch einige, die heute für Uhudler-Weine verwendet werden) und begann, diese zur Weinherstellung zu verwenden. Zu jener Zeit wurden durch zahlreiche Kreuzungen zwischen nordamerikanischen und europäischen Rebsorten hybride Direktträger-Sorten geschaffen. Diese Züchtungsergebnisse jedoch entsprachen in keiner Weise dem in Europa etablierten Geschmack. Erst die bahnbrechende Entdeckung von Jules Émile Planchon, die Reben der europäischen Vitis vinifera auf die Wurzelstöcke amerikanischer Rebenspezies zu pfropfen, die gegen die Reblaus resistent waren, konnte die europäische Weinkultur retten.
Die beliebte Rabiatperle
Nach dem Ende der Reblausinvasion durch das Pfropfen von europäischen Edelreiser auf resistente, amerikanische Unterlagen, gerieten die unliebsamen Direktträger-Sorten in Verruf. Um den Ruf der Weine von nordamerikanischen Reben zu schädigen, wurde behauptet, dass sie einen hohen Gehalt an Methanol enthalten und daher die Gesundheit des Trinkers beeinträchtigen. Als “Rabiatperle” wurde Uhudler bezeichnet, da dieser Wein besonders aggressiv machen soll. Verbote und Einschränkungen beim Anbau und Vertrieb des Uhudlers waren die Folge – und wie so häufig ebenso Grund für die steigende Beliebtheit dieses Weines.
Für Lisa Bauer, die als Winzerin die Uhudler-Weinstöcke ihrer Großmutter pflegt, war es eine besondere Herausforderung, die typische und intensive Erdbeernote dieses säurebetonten Weines in einen harmonischen Wermut zu verwandeln.
Alkoholgehalt: 22%vol.
Zutaten
Wermut, Melisse, Süßholz, Orangenblüten, Holunderblüten, Zitronengras, Zucker, Uhudler, enthält Sulfite.